Neuer Name für das Stadion an der Bodenbacher Straße?

Olympischa 1936, die Siegerinnen im Speer- wurf von links nach rechts: Tilly Fleischer (Gold), Maria Kwaśniewska (Bronze), Luise Krüger (Silber)
Olympischa 1936, die Siegerinnen im Speer- wurf von links nach rechts: Tilly Fleischer (Gold), Maria Kwaśniewska (Bronze), Luise Krüger (Silber)

Wie die Sächsische Zeitung berichtet*, schlägt die SPD-Fraktion dem Dresdner Stadtrat vor, das ehemalige Philipp-Müller-Stadion nach der DSC-Sportlerin Luise Martha "Lies" Krüger (*11. Januar 1915, † 13. Juni 2001) zu benennen.

 

Die Gebürtige Cottaerin hatte bei den Olympischen Spielen in Berlin mit 43,29 Metern im Jahr 1936 ihren buchstäblich größten Wurf gelandet und wurde dafür mit der Silbermedaille im Speerwurf ausgezeichnet. Außerdem wurde sie 1934 Deutsche Meisterin im Speerwurf und 1942 im Fünfkampf. Zudem stürmte sie im Trikot des DSC und der SG Friedrichstadt für die Hockeyabteilung.

 

Als Sportlehrerin an der Technischen Hochschule Dresden entdeckte sie in den 50er Jahren die Weitspringerin Hildrun Clauß, geborene Laufer, die im Jahr 1960 bei den Olympischen Spielen in Rom die Bronzemedaille gewinnen konnte und für den SC Einheit Dresden sowie den SC Dynamo Berlin an den Start ging.

 

Sollte der Stadtrat dem Antrag der SPD folgen, hätte Dresden nach dem Rudolf-Harbig-Stadion (derzeit DDV-Stadion) und der Helmut-Schön-Allee den bereits dritten Gedenkort, der die herausragenden Leistungen der Sport-Club-Athleten für die Nachwelt würdigt.

 

Doch der Vorschlag der Sozialdemokraten trifft nicht überall auf Gegenliebe. Auf der einen Seite steht Luise Krüger für ihre unkritische Haltung zu den Nationalsozialisten in der Kritik. Ihr Neffe charakterisiert sie in der SZ als "so was von unpolitisch". Fotos und Videoaufnahmen zeigen sie bei den Spielen in Berlin mit Adolf Hitler.

 

Die Olympischen Spiele 1936 dienten vor allem der NS-Propaganda, die zum Ziel hatte, im Ausland ein positives und friedliebendes Bild von Deutschland zu zeichnen, während im Hintergrund die Vorbereitungen auf den Angriffskrieg gegen Polen liefen.

 

Auf der anderen Seite sind die Hauptnutzer des Stadions, nach SZ-Informationen der Turn- und Sportverein Dresden. Der Abteilungsleiter der Leichtathleten Gert Kunze und Cheftrainer Sieghard Stricker sehen keine Notwendigkeit für einen neuen Namen. Die Sportanlage trug zu DDR-Zeiten den Namen des KPD-Märtyrers Philipp Müller. Müller wurde 1952 auf einer Demonstration gegen die Wiederbewaffnung der BRD erschossen und im Zuge des Kalten Kriegs von der antiwestlichen DDR-Propaganda missbraucht. Nach der Meinung der beiden Sportfunktionäre, biete sich der Name des ermordeten Kommunisten an, der er die wechselhafte Geschichte des Areals, das während des NS-Regimes und in der Nachkriegszeit als Internierungslager diente, wiederspiegele.

 

Die ganze Geschichte bietet also reichlich Zündstoff für heftige Auseinandersetzungen im Stadtparlament. Wir dürfen gespannt sein, wie sich das Vorhaben der SPD-Fraktion entwickelt.

 

Nachweise:

* "Frauenpower für Seidnitzer Stadion" (SZ-Online, Letzter Zugriff: 13. September 2016)

 

Weitere Quellen:

- "Zustimmung für Luise-Krüger-Stadion" (SZ-Online, Letzter Zugriff: 13. September 2016)

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