100 Jahre Stadion am Ostragehege des Dresdner Sport-Clubs

"Wo steckt das russische Gold?" titelte die Morgenausgabe der Dresdner Neuesten Nachrichten am 12. Oktober 1919. Die Armee der Bolschewisten hatte Kasan erobert und die Nationalversammlung ließ das Gold zum Schutz vor den vorrückenden Truppen zunächst nach Samara und anschließend ins sibirsche Omsk bringen, wo es sich auch zum damaligen Zeitpunkt noch befand. Auf Titelblatt finden sich zahlreiche weitere kleinere Nachrichten über die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs und der Novemberrevolution, die auf der einen Seite den Fortgang der diplomatischen Verhandlungen um einen Friedensvertrag und dessen Inhalte nachzeichnen, auf der anderen Seite die Innenpolitik in den Fokus rücken: Es werden Auszüge aus einem zuvor im Vorwärts veröffentlichten Hilferuf aus dem Saar-Gebiet zur "Befreiung von der französischen Militärdiktatur" abgedruckt und über eine Streikansage aus Lothringen und die Beilegung des Trierer Eisenbahnerstreiks informiert. Ganz im Gegensatz dazu berichtet die Dresdner Volkszeitung über den "Sturm auf Riga" und "Unruhen in Petersburg" und legt den Fokus des Titelblatts auf den russischen Bürgerkrieg.

Was die Sozialdemokraten von der DVZ verschweigen: Der Dresdner Sport-Club hat sich den Deutschen Meister von 1903, 1906 und 1913, den Verein für Bewegungsspiele Leipzig zur Einweihung seiner neuen Sportstätte geladen. Das "Stadion am Ostragehege des Dresdner Sport-Club" wird in den 20er Jahren zum modernsten Stadion Mitteldeutschlands ausgebaut. Die Dresdner Neuesten Nachrichten wissen: "Sportpark im Ostragehege: Eine neue Sportplatzanlage ist vom Dresdner Sportklub im Großen Ostra-Gehege geschaffen worden. Die Anlage entspricht allen Anforderungen, die an einen derartigen Sportplatz gestellt werden können. Sie besteht aus einer großen Fußballwiese, die von einer 420 Meter langen Laufbahn mit erhöhten Kurven umgeben wird. Außerdem ist noch eine besondere Laufbahn von 100 Meter Länge vorhanden. Ebenso sind Anlaufbahnen für Stabhochsprung und Weitsprung sowie Sprunggruben angelegt worden. Die Zuschauertribüne ist 42 Meter lang und 8 Meter hoch. Sie enthält 500 Sitzplätze und bietet infolge der Bedachunng auch Schutz gegen Sonne und Regen. Für Fußball, Hockey und Schlagball sind besondere Spielplätze vorhanden. Außerdem sind noch zwei Tennisplätze geplant. Für Ankleideräume der Wettkämpfer sowie Zimmer für den Vorstand usw. ist gleichfalls Sorge getragen worden. Die Kosten der mustergültigen Anlage betragen 160.000 M. Der Betrag ist aus den Kreisen der Mitglieder aufgebracht worden."

 

Gut zu erkennen: Die neue Hauptribüne mit Funktionsräumen und die angrenzenden Sportplätze
Gut zu erkennen: Die neue Hauptribüne mit Funktionsräumen und die angrenzenden Sportplätze

 

Über das Programm zur Einweihung verrät die DNN weiter: "Zur Einweihung des neuen Sport- und Turnparks des Dresdner Sportklubs wartet dieser mit einem vielseiten Programm auf. Er wird zunächst mit seinen sämtlichen Senioren-, Damen- und Jugendmitgliedern ein Massenstilllaufen [?] zeigen, worauf alle leichtathletischen Sportarten, Geräte- und Riegenturnen, Bogen, Ringen uam. sowie schwedisches Turnen der Damenabteilung vorgeführt wird. Hierauf wird die Einweihungsrede gehalten. Anschließend treten Verein für Bewegungsspiele Leipzig und die 1. Mannschaft des D.S.-K. zum Fußballspiel an. Zu gleicher Zeit finden auf den anderen Plätzen ein Schlagball-, Hockey- und Korbballspiel statt. Die Kapelle von Fredersdorf (20 Mann) wird vor Beginn der Veranstaltung, nachm. 1/2 2 Uhr konzertieren. Der Platz liegt unmittelbar an der Marienbrücke und ist mit den Straßenbahnlinien 2, 6, 22 und 26 bequem zu erreichen. Ein Massenbesuch ist zu erwarten. Alles Nähere ist aus dem Inserat dieser Ausgabe zu ersehen."

 

Illustration aus der Festschrift "30 Jahre DSC"
Illustration aus der Festschrift "30 Jahre DSC"

Am darauf folgenden Dienstag berichtete die DNN: "Der neue Sport- und Turnplatz des Dresdner Sportklubs im großen Ostragehege wurde gestern Nachmittags mit einem Konzert und verschiedenen sportlichen Veranstaltungen unter der Teilnahme zahlreicher hiesiger Sportvereine eingeweiht. Im Namen des Klubs begrüßte das Ehrenmitglied Herr Fabrikbesitzer Baier die Vertreter der Behörden, der Schulen und der Sportvereine, um dann den Schöpfern der Anlagen und dem Ministerium des Innern für die Überlassung des Platzes zu danken. Weiter galt der Dank denjenigen Mitgliedern, die durch die Gewährung von Geldmitteln das Zustandekommen des Werkes ermöglicht hatten. Dann übergab er den Sportplatz seiner Bestimmung, wobei er dem Wunsche Ausdruck verlieh, dass hier viele ihren Körper kräftigen möchten zum Wohle des deutschen Vaterlandes. Von den Sportkämpfen sei besonders der Fußballwettkampf zwischem dem Dresdner Sportklub I und dem Verein für Bewegungsspiele Leipzig hervorgehoben, der mit 1:0 für Leipzig endete. Das gleichzeitig veranstaltete Hockey-Wettspiel gewann Dresdner Hockeyclub 1908 mit 4:1 gegen Dresdner Sportklub, das Schlagballspiel-Wettspiel der Dresdner Sportklub Turnlust mit 81:72 Punkten gegen Turnverein Chemnitz-Schönau." Chemnitz hatte trotz der Niederlage gegen den Sachsenmeister ausreichend Grund zur Freude, denn die Westsachsen konnten mit Spielern antreten, die erst kürzlich aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrten.

 

 

 

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ZuschauerInnen: 4.000 (Stadion am Ostragehege des Dresdner Sport-Clubs)

 

Anläßlich des Jubliäums veranstaltete der Dresdner SC mit seiner Traditionsmannschaft einen freundschaftlichen Vergleich gegen die Traditionself des 1. FC Lokomotive Leipzig. Lok strebt seinerseits seit geraumer Zeit eine Fusion mit dem VfB Leipzig an, der 1991 aus dem 1. FC Lokomotive Leipzig hervorgegangen war, 1993 in die Erste Bundesliga aufstieg und 2004 in Folge einer Insolvenz den Spielbetrieb einstellen musste. Die Mannschaften des VfB siedelten in eine Neugründung namens 1. FC Lokomotive Leipzig über, die sich dafür engagiert, das Feuer der Probstheidaer Fußballtradition am Brennen zu halten.

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