Dresdner SC - FC Portsmouth 1:6 (1:2)

 

Am Freitag, dem 24. Mai 1907, gastierte der Portsmouth Football Club in Dresden. "Pompey" und der Dresdner SC trafen zu dieser ungewohnter Zeit aufeinander, weil die Engländer gewöhnlich nicht an einem Sonntag spielten. Gespielt wurde in Löbtau, in einem Areal das als "Sportpark des Dresdner SC an der Nossener Brücke" bezeichnet wurde und über mehrere Plätze verfügte.

 

Die Dresdner Presse war verzückt: "Erstmals seit 10 Jahren wieder englische Gäste in Dresden!" Der Portsmouth FC wurde als "Die beste Mannschaft, die jemals den Kontinent bereiste" gepriesen. Die Mannen aus dem Fratton Park reisten als Vize-Meister der Southern Football League in die kurfürstliche Residenzstadt und hatten im FA-Cup sensationell Manchester United aus dem Wettbewerb gekegelt.

 

Der Sportclub hatte sich seinerseits den Titel des Gaumeisters gesichert, war aber in der Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft am Magdeburger FC Viktoria 1896 gescheiert und trug stattdessen die üblichen Wettspiele aus. Am 5. Mai stellten die Rothemden bei einem 2:1-Heimsieg gegen den DFC Prag in Löbtau bereits ihre gute Form unter Beweis.

 

DRESDNER SPORT-CLUB

 

Hänsch

Richter IV - Quin

Richter II, Grilling, Aßmann

Lamm, Richter I, Neumann, Richter III, Dunker

 

 

 

1:6 (1:2)


T. Birtles - Glin - W. Kirby - W. Smith - J. Dix

J. Hisbent - J. Beaumont - E. McDonald

H. Thompson - R. Walker

George Philip

 

PORTSMOUTH FOOTBALL CLUB

 

Tore: 0:1 (8.), 0:2, 1:2 Neumann, 1:3 Smith (65.), 1:4 Kirby, 1:5 Quin (Eigentor), 1:6

Besonderes Vorkommnis: Neumann vergibt einen Handelfmeter

Austragungsort: Sportpark des Dresdner SC an der Nossener Brücke

Schiedsrichter: Blüher (VfB Leipzig)

 

Spielbereicht aus den Dresdner Neuesten Nachrichten (26. Mai 1907, S. 4):

 

"Ein hochinteressantes Wettspiel bot sich gestern zum Spätnachmittag auf dem Sportplatz des Dresdner Sportklubs an der Nossener Brücke einem zahlreich erschienen Publikum. Nach fast zehnjähriger Pause waren wieder englische Fußballspieler als Gäste in unserer Residenz. Der bekannte Name der englischen Fußballmannschaft und das zu erwartende fesselende Spiel hatte eine große Zuschauermenge auf den Sportplatz gelockt, insbesondere war die englische Kolonie vertreten.

 

Kurz nach 1/4 7 Uhr pfiff der Schiedsrichter Herr Blüher vom VfB Leipzig das Spiel an. Dresden hat Anstoß und geht sofort scharf vor, ohne aber ein Tor gewinnen zu können. Nach der 6. Minute wird eine Ecke für die Engländer gegeben, doch bringt erst eine zweite Ecke den Gästen das führende Tor. Nunmehr greifen die Schwarz-Roten mit besonderem Eifer an, um auszugleichen. In der 17. Minute erhält der D.S.-K. einen Eckball, der aber nicht verwandelt wird. Wiederholt kann man jetzt vor beiden Toren spannende und gefährliche Momente wahrnehmen, doch gelingt es vorläufig keiner Partei mehr, einen Erfolg zu erringen. Kurz vor Halbzeit macht der rechte Verteidiger der Gäste 'Hand', wodurch D.S.-K. in die Lage kommt, einen Strafstoß von 11 Mtr. nach dem Tor zu geben.

 

Mit 2:1 für die Gäste werden die Seiten gewechselt. Nach Halbzeit stößt die englische Mannschaft an und bringt das Goal der Dresdner in Gefahr. 20 Min. nach Wiederbeginn sendet der Halblinke das Leder in das Netz, das 3. Tor für die Engländer. Auf und Ab geht nun der Kampf; nach kurzer Zeit tritt Quin für seinen Verein ein weiteres Tor, dem bald das 5. und 6. Tor folgen, so daß, als das Schlusszeichen gegeben wurde, der Kampf mit 6:1 für Portsmouth gewonnen war.

 

Um auf die Spieler selbst einzugehen, sei zunächst bemerkt, dass die Gäste für das anwesende Publikum in gewisser Sicht eine Enttäuschung bedeuteten. Man hatte - das war die allgemeine, wenn auch unausgesprochene Ansicht - von einer Berufsmannschaft noch mehr erwartet als die englischen Spieler boten. Hervorzuheben sind der Torwächter, der eine fabelhafte Ruhe zeigte, der Halblinke, der Mittelstürmer und der rechte Verteidiger.

 

Der Dresdner Sportklub hat eine sehr schwache rechte Seite, der Halbrechte und der Mittelstürmer enttäuschten sehr oft, auch der linke Stürmer war nicht immer auf dem Posten. Die besten Leute auf dem Felde waren Aßmann, der sich als ein wirklicher Klassespieler zeigte, die Verteidiger und der Torwächter Hänsch. Im übrigen gaben sich die Schwarz-Roten die größte Mühe, um ihren gefährlichen Gegner in Schach zu halten.

 

Von dem Spiel konnten die Dresdner Spieler manches lernen. Namentlich die Ecken wurden von den Gästen schön ausgeführt und abgenommen. Das Gedränge vor dem feindlichen Tor nützten die Engländer fast stets zu einem Erfolg aus. Durch den nachmittags niedergegangenen Regen war der Boden sehr schlüpfrig geworden, so daß er anfangs kein sicheres Spiel gewährte."

 

Ein weiterer Spielbereicht findet sich bei Klaus Querengässer, 100 Jahre Fußball in Dresden, 16-17.

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