Am 26. Mai 1935 wurde im Rahmen des Freundschaftsspiels der Deutschen Nationalmannschaft gegen die Auswahl der Tschechoslowakei ein bis heute ungebrochener Rekord für ein Fußballspiel in Dresden aufgestellt. Auf dem Bild sind die Bauarbeiten im Vorfeld der Partie zu sehen, bei denen das DSC-Stadion an die DFB-Auflagen angepasst wurde. Am Ende drängten sich 65.000 BesucherInnen ins Stadion. Mit einem Doppelpack entschied BVB-Stürmer August Lenz das Spiel zu Gunsten der Elf von Otto Nerz. Die Freude des Dresdner Publikums über die gelungene Revanche für die Pleite bei der Weltmeisterschaft 1934 hielt sich allerdings in Grenzen. Die ZuschauerInnen forderten vom anwesenden Führer des Reichsfachamts für Fußball, Felix Linnemann, vehement "Hofmann frei! Hofmann frei!", woraufhin dieser angeblich das Stadion verließ.
Der Dresdner Volksheld Richard Hofmann, Rekordnationalspieler und -torjäger, hatte die Deutsche Mannschaft zuletzt im Januar 1933 als Kapitän aufs Feld geführt. Trotz guter Leistungen wurde er danach nicht mehr berücksichtigt. Mitte des Jahres 1934 dann der Schock: Hofmann wurde auf Lebenszeit aus dem Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen ausgeschlossen. Das bedeutete für Hofmann auch das Aus im mohnroten Dress. Der gerade erst ins Amt gekommene DSC-Vorsitzende Dr. Herbert Schubert verweigerte "König Richard" auch noch die Teilnahme am Training, vorgeblich aus Angst um das Ansehen des Clubs.
Als Begründung wurde heran gezogen, dass er sich zwei Jahre zuvor im Nationaltrikot mit Glimmstängel in der Hand für eine Zigarrettenwerbung ablichten lassen hatte. Hofmann verstieß damit gegen das Amateurstatut des DFB. Dass diese Geschichte wieder herausgekramt wurde, erklärte der Hofmann-Biograph Herbert Beyer mit der Weigerung des ehemaligen Spielführers, gegenüber dem Fachamt Auskunft über seine politischen Präferenzen zu geben. "Wütend feuerte er das Schreiben in den Ofen." Dafür musste Hofmann büßen, denn eigentlich sollte er, nachdem sich die Wogen geglättet hatten, in die Nationalelf zurückkehren. Doch für die Nazis bot sich die Möglichkeit für späte Rache. Denn Hofmann hatte sich ausgerechnet für die Bulgaria-Zigarettenfabrik des Dresdner Juden Salomon Krenter ablichten lassen, der mit einem von Ilse Lagerfeld entworfenem Logo für sein Produkt warb, das aus einem Davidstern in den bulgarischen Landesfarben und blau bestand.
DEUTSCHER FUSSBALL-BUND
Hans Jakob
Ludwig Goldbrunner - Paul Janes
Paul Zielinski - Rudi Gramlich - Willi Tiefel
Ernst Lehner - August Lenz - Edmund Conen - Otto Siffling - Josef Fath
Trainer: Otto Nerz
2:1 (1:0)
Trainer: Karel Petrů
Vlastimil Kopecky - Oldřich Nejedlý (35. Ferdinand Faczinek) - Vaclav Hruška - Jiří Sobotka - Antonín Puč
Jaroslav Bouček - Josef Košťálek - Erich Srbek
Josef Čtyřoký - Antonín Vodička
František Plánička (60. Bohumil Klenovec)
ČESKOSLOVENSKÝ FOTBALOVÝ SVAZ
Tore: 1:0 August Lenz (12.), 1:1 Vaclav Hruška (51.), 2:1 August Lenz (53.)
ZuschauerInnen: 65.000 (Stadion des Dresdner SC im Ostragehege)
Schiedsrichter: John Langenus (Belgien)
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admin (Sonntag, 24 April 2022 09:58)
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admin (Sonntag, 24 April 2022 10:02)
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Christian Kurzweg (Donnerstag, 30 Juni 2022 14:59)
Sehr geehrte Damen und Herren,
ein kleiner Hinweis: Die Bulgaria-Zigarettenfabrik gehörte schon seit 1928 nicht mehr Salomon Krenter, sondern dem Reemtsma-Konzern.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Kurzweg