Dresdner Sport-Club - SC Hakoah Wien 2:5 (1:2)

Am 08. August 1920 gastierte der aufgehende Stern des österreichischen Fussballs im Ostragehege. Die Hakoah aus Wien war in der abgelaufenen Saison als Meister der zweiten Klasse in die höchste Liga Österreichs aufgestiegen und stürmte ins Halbfinale des österreichischen Pokals. Im Achtelfinale wurde gar die Vienna mit einem 4:0-Auswärtssieg vom Platz gefegt. Den legendären Ruf der Wiener Hakoah begründete eine Reise nach England. Am 19. Mai 1923 gastierte zunächst die Profi-Mannschaft von West Ham United in Wien. Die Hakoah konnte sich vor 40.000 ZuschauerInnen auf der Hohen Warte ein 1:1 erkämpfen. Beim Rückspiel im Londoner Upton Park gelang am 4. September 1923 die Sensation: Als erstes kontinental-europäisches Team überhaupt gewann der SC Hakoah ein Spiel auf englischem Boden gegen eine englische Mannschaft. Mit 5:0 wurden die Hammers geschlagen.

 

In der Sommerpause 1920 gingen die Wiener auf Auslandstour durch die Weimarer Republik, hielten mehrfach in Sachsen und gingen sowohl in Plauen, als auch in Zwickau, Chemnitz, Leipzig und Dresden als Sieger vom Platz. Begleitet wurden die Gastspiele zum Teil mit antisemitischen Ausschreitungen. Vize-Präsident Arthur Baar erinnerte sich: „In Chemnitz, dem Ort unseres zweiten Spieles, machte sich vom Anfang an eine feindselige Stellungnahme des Publikums bemerkbar. Das Spiel wurde von der heimischen Elf überaus hart geführt. Der Schiedsrichter unterließ es, selbst bei den ärgsten Derbheiten einzuschreiten. Wir führten mit einem Tor Differenz, das Spiel ging seinem Ende entgegen, da sprang der Chemnitzer Mittelstürmer dem Hakoah-Centerhalf Grünfeld mit vorgestrecktem Bein an die Brust, der, der ewigen Derbheiten müde, des Bein mit beiden Händen erfasste und es nach oben riss, wodurch der Angreifer nach rückwärts fiel. Das veranlasste den Schiedsrichter, das Spiel abzupfeifen, wobei er heftig gestikulierend das Publikum zum Eindringen ins Spielfeld aufforderte. Mit dem Rufe 'schlagt sie tot', suchte er selbst das Weite.“ Die Mannschaft des SC Hakoah konnte sich nur dank der Chemnitzer Arbeitersportler in Sicherheit bringen, die der Gästemannschaft mit den Worten „Wiener heraus, die Arbeitersportler schützen Euch!“ zur Seite sprangen. (Zitiert nach Schwaiger, S. 34ff).

Der Kampf, das Zentralorgan mitteldeutscher Sportsleute, begleitete die Reise von Hakoah durch Sachsen ausführlich mit Vorberichten und Bebilderungen. In Dresden "entwickelte sich ein offenes Spiel, welches zunächst keine Partei als die bessere erkennen läßt. Einzelne Durchbrüche der Dresdner mißlingen. Hakoah fühlt langsam, aber gewissenhaft des Gegners Läuferreihe ab und erkennt auch das Loch links. Plötzlich gelingt Patek ein Vorstoß. Aufgehalten, geht der Ball zurück ins feld, um sofort wieder in einen Angriff verwandelt zu werden. Effekt: ein Tor getreten von Schanze. Hakoah beginnt nunmehr Tempo aufzusetzen. Juhn, der aus der Tschecho-Slowakei offenbar extra herbeibeordert wurde, erhält vom rechten Flügel schöne Vorlagen, die bei dem völligen Versagen der Dresdner Läufer äußerst gefährlich aussehen. In der 20. Minute etwa zieht Juhn gleich. Wenige Minuten später erhöht derselbe Spieler die Torzahl auf zwei. Dann Pause. Der Platzwechsel bringt auch eine veränderte Aufstellung des D.S.C-Sturmes. Es sieht aus, als wollte Dresden seine Farben nun würdiger vertreten. Da entpuppt sich der linke Läufer Rettig immer mehr zum Versager. Der technisch gute Flügel Boros-Häußler macht mit ihm, was sie wollen, und im Handumdrehen sitzen zwei weitere Schüsse im Dresdner Tor. 4:1. Herzog und Marx arbeiten glänzend. 20 Minuten wird Hakoah in Schach gehalten. Das Eckenverhältnis erhöhte sich auf 9:4 für den D.S.C. Da geht blitzschnell der Linksaußen Katz mit dem Ball durch und unhaltbar jagt das Leder zum fünften Male in die Maschen. 5:1! Förtsch erhält den Ball, läuft durch, beide Verteidiger von Hakoah laufen ihm entgegen, Förtsch flankt und Schanze kann noch kurz vor Schluß das Resultat auf 5:2 verbessern. Hakoah spielte gut und fair. Bei dem geringsten Monitum irgendeines Spielers kamen die Begleiter ins Spielfeld und baten ihre Spieler, zu schweigen." (Kampf, 11. August 1920, S. 11-12.)

 

 

 DRESDNER SPORT-CLUB

 

Kajé

Herzog II - Marx

Rentzsch - Herzog I - Rettig

Schrempel - Schanze - Patek - Förtsch - Konrad

 

 

 

2:5

(1:2)

 

 


 

Katz - Juhn - Gansl - Boros - Häusler

Molnar - Grünfeld - Slutzki

Scheuer - Lewitus

Neumann

 

SC HAKOAH WIEN

 

Sonntag, 08. August 1920, 17:00

Dresdner Sport-Club - SC Hakoah Wien 2:5 (1:2)

Tore: 1:0 Schanze (8.), 1:1 Juhn (20.), 1:2 Juhn, 1:3, 1:4, 1:5 Katz, 2:5 Schanze (71.)

ZuschauerInnen: 4.000 (DSC-Stadion im Sportpark Ostragehege)

 

Literatur:

SC Hakoah Wien

Bunzl, John, Hakoah Wien, in: Dan Diner (Hg.), Enzyklopädie Jüdischer Geschichte und Kultur Bd. 2, Stuttgart/Weimar 2012, 505-507.

Rubovitch, Yuval, Hakoah Wien: Deutschland-Tour 1920 und Rettung durch Arbeitersportler.

Rubovitch, Zuval, Vor 100 Jahren spielte Hakoah Wien in Leipzig und Dresden.

Schwaiger, Simon, „Sportklub Hakoah Wien – Ikone jüdischen Selbstbewußtseins“, Von der Gründung bis zur Gegenwart, Wien 2008.

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