Eishockey in der Friedrichstadt

©Michael Söckneck (Wikipedia.de)
©Michael Söckneck (Wikipedia.de)

 

Am 04. Januar 2009 feierten die Fans der Dresdner Eislöwen "100 Jahre Eishockey in Dresden" mit einer wunderbaren Choreographie beim Heimspiel gegen Crimmitschau. Sie nahmen dabei auf den Akademischen Sportclub Dresden bezug, der 1909 erstmals an einem Eishockeyturnier in Berlin teilnahm und später unter dem Namen Blau-Weiß Dresden Erfolge feierte. Auch beim Dresdner Sport-Club wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab und an dem schwarzen Puck übers weiße Eis hinterher gejagt. Die Hockeyabteilung ging im Winter auf dem Palaisteich im Großen Garten dem Eishockeysport nach, wenn es die Bedingungen zuließen.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zunächst in der Nähe des späteren Rudolf-Harbig-Stadions ein Natureisstadion im Blüherpark im Süden des Hygiene-Museums errichtet, auf dem später die heute wieder abgerissene Traglufthalle der SG Dynamo Dresden ihren Platz fand. Mannschaften wie BSG KWU (Kommunales Wirtschafts Unternehmen) Dresden und BSG Einheit Süd sind die Mannschaften der ersten Stunden der jungen DDR. Die BSG Einheit Süd kann sich zunächst als Primus im Dresdner Eishockey behaupten und wird 1951/52 in die Oberliga des Deutschen Sportausschußes aufgenommen. Als Viertplatzierte gelingt der Klassenerhalt, das bis heute beste Abschneiden einer Dresdner Mannschaft. Doch bereits im Folgejahr geht es bergab, nur drei Tore und null Punkte aus acht Spielen ebenen den Weg in die sogenannte "Liga". In der Folgesaison landete die BSG erneut nur auf dem letzten Platz, verbleibt jedoch in der "Liga", da es keine Absteiger gibt.

 

In der Saison 1954/55 nimmt die Mannschaft der HSG Wissenschaft TH Dresden, der Vorläufer des heutigen Universitätssportvereins der Technischen Universität Dresden, den Startplatz der BSG Einheit Süd Dresden in der "Liga" ein, die nun "Erste Liga" heißt. Diese verpasst aber deutlich den Klassenerhalt. Die BSG Einheit Süd spielt dafür in der "Zweiten Liga", der dritten Ebene der DDR-Ligenpyramide weiter. Beide Mannschaften treffen durch den Abstieg der HSG Wissenschafft in der Saison 1955/56 in der "Zweiten Liga" erstmals aufeinander, wobei die HSG Wissenschaft beide Derbys für sich entscheiden kann und letztlich, auch wenn nur knapp, Staffelsieger wird, während die BSG Einheit Süd nur den letzten Tabellenplatz belegt! In den Ausscheidungsspielen gelingt der HSG gegen Lok Zittau und Oberhof der Wiederaufstieg in die "Erste Liga".

 

Aus der BSG Einheit Süd Dresden wird im Laufe der Zeit die BSG Einheit Geising, die 1959/60 aus der "Zweiten Liga" absteigt. Ende diesen Jahres wird in Dresden das neue Kunsteisstadion in unmittelbarer Nähe zum Heinz-Steyer-Stadion im Ostragehege errichtet. Die Mannschaft der HSG Wissenschaft wird daraufhin zum SC Einheit Dresden delegiert und kann sich gerade so in der Abstiegsrunde vor dem Sturz in die Drittklassigkeit retten. Der Eishockeysport ist nun erstmals in der Friedrichstadt zu Hause. Ein Jahr später war Einheit sportlich bereits abgestiegen, doch mehrere Rückzüge sicherten den erneuten Verbleib in der "Ersten Liga". Doch der Ritt auf der Rasierklinge ging weiter, da es nur zum vorletzten Platz reichte, musste ein Relegationsspiel entscheiden, wieder traf man in einem entscheidenden Spiel auf die ESG Lok Zittau, dieses mal um über den Abstieg zu entscheiden. Denkbar knapp reichte ein 8:7 nach Hin- und Rückspiel (2:4, 6:3) zum Verbleib in der Liga, doch die Aufstockung der Oberliga hatte zur Folge, dass der SC Einheit Dresden und damit das Dresdner Eishockey ab der Saison 1964/65 sogar wieder erstklassig war. Als Vorletzter gelang in der darauf folgenden Saison der Klassenerhalt.

 

Beständig kämpfte der SC Einheit nun gegen den Abstieg und obwohl die Relegation 1966 gegen Vorwärts Crimmitzschau mit 6:10 vergeigt wurde, hatte der SC Einheit einmal mehr Glück, da sich Vorwärts Crimmitzschau postwendend aus der Oberliga zurück zog. Ein Jahr später gelang mit 7:3 und 7:2 der Klassenerhalt auf deutlichem Weg gegen die SG Boxberg, nachdem man als Tabellenletzter erneut in die Relegation um den Verbleib in der Oberliga musste.

 

Eissporthalle Pieschener Allee, erbaut zwischen 1969 und 1972. ©X-Weinzar (Wikipedia.de)
Eissporthalle Pieschener Allee, erbaut zwischen 1969 und 1972. ©X-Weinzar (Wikipedia.de)

 

Bis zur Saison 1969/70 konnte stehts als Vorletzter die Klasse gehalten werden, ehe der DTSB-Ausschuß beschloß, das Eishockey nicht mehr als besonders förderungswürdig zu erachten. Fortan machten die SG Dynamo Weißwasser und die SG Dynamo Berlin in der "kleinsten Liga der Welt" die Meisterschaft unter sich aus. Die Sieger der Bezirksmeisterschaften erspielten in der sogenannten "DDR-Bestenermittlung" einen eigenen Meister. Die zwischen 1969 und 1972 erbaute Eissporthalle im Dresdner Ostragehege wurde also ohne Aussicht auf leistungsorientiertes Eishockey eingeweiht. Es dauerte bis ins Jahr 1983/84, bis eine Dresdner Mannschaft erstmals die Bezirksausscheide überstand und an der "Bestenermittlung" teilnehmen durfte. Diese Mannschaft war die aus den Resten der Eishockeyabteilung des SC Einheit entstandene BSG Verkehrsbetriebe bzw. BSG Kraftverkehr Dresden, die erst 1982 erstmals wieder ein offizielles Spiel austrug. Bis 1989 nahm diese an der Spielrunde der B-Gruppe der "Bestenermittlung" teil und verpasste Jahr für Jahr den Aufstieg, ehe sie im Zuge der Wirren um die Selbstauflösung der DDR und dem Beitritt zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der BRD nicht mehr an den Ausscheiden teilnahm.

 

Aus dem SC Einheit Dresden gingen nach dem Ende der DDR neben dem Dresdner Sportclub 1898 auch der Eissportclub Dresden hervor. In ihm wurden die Abteilungen Eiskunst- und Eisschnelllauf vereinigt. Außerdem schloßen sich die Eishockeyveteranen der BSG Kraftverkehr als Eishockeyabteilung an. Die Farben Blau-Weiß lehnen sich bewusst an den Vorkriegsverein Blau-Weiß Dresden an. Der 28. April 1990, die Eintragung in das Vereinsregister, gilt als Gründungsdatum des ESCD. Im Laufe der Zeit gründeten die Eiskunstläufer mit dem Dresdner Eislauf-Club sowie die Shorttracker und die Eisschnellläufer mit dem Eislauf-Verein Dresden eigene Vereine. Eishockey avancierte dadurch zur wichtigsten Abteilung des Clubs, der den Stammverein für die Dresdner Eislöwen und die Dresden Cardinals bildet. Die Dresden Cardinals spielen seit der Gründung in der im selben Jahr ins Leben gerufenen Deutschen Sledge-Eishockey Liga.

 

Im Eishockey nahm der ESCD seit 1990 an der Sachsenliga teil. 1994 wurde der erste Sachsenmeistertitel gewonnen, die Qualifikation für die Zweite Bundesliga wurde allerdings verpasst. Nach einem kurzem Intermezzo in einer sächsisch-böhmischen Liga, nahm der ESCD an der Regionalliga Nord/Ost teil. Ein sechster Platz wurde erreicht, aber nach dem Rückzug einiger Sponsoren zog man sich wieder in die Sachsenliga zurück. Sachsenmeistertitel drei und vier folgten, der ESCD scheiterte aber jeweils in den Aufstiegsspielen an den starken bayerischen Mannschaften. Ohne sportliche Qualifikation spielte der ESCD, jetzt unter dem Namen "Dresdner Eislöwen", in der drittklassigen Oberliga und übersprang damit eine Liga. 2005 gelang die Meisterschaft und der Aufstieg in die Zweite Bundesliga, der die Dresdner Eislöwen, bis auf einen kleinen Ausrutscher in der Saison 2006/07, in Folge dessen man sich erneut als Meister der Oberliga für die Zweitklassigkeit qualifizieren musste, angehören. Seit 2013 nennt sich die Liga Deutsche Eishockey Liga 2 (DEL 2). Derzeit ist aufgrund der Regularien kein Aufstieg in die DEL möglich, was sich ab der Saison 2017/18 ändern soll.

 

Neben den Dresdner Eislöwen gibt es noch eine zweite Eishockeymannschaft in Dresden. 1997 spaltete sich das 1c-Hobbyteam vom ESC Dresden ab und gründete den Eishockey Verein Dresden, die Dresden Devils.

 

Eisarena Dresden im Dresdner Ostragehege (©Kolossos, CC-BY-SA-2.5, Wikipedia.de)
Eisarena Dresden im Dresdner Ostragehege (©Kolossos, CC-BY-SA-2.5, Wikipedia.de)

 

Zwischen Mai 2005 und August 2007 wurde die Eisarena Dresden gebaut, da die alte Eissporthalle an der Pieschener Allee durch das Elbehochwasser 2002 stark beschädigt wurde und für die Zukunft den Abfluß in der Flutrinne beeinträchtigte. Der Ersatzneubau im Ostragehege kostete die Stadt knapp 30 Millionen Euro. Seit 2007 können die Dresdner Eislöwen ihre Heimspiele vor maximal 4.127 ZuschauerInnen austragen.

 

Erstellt mit Hilfe von Google-Maps.
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